Liebe Listenmitglieder,
ich möchte Sie gerne auf einen interdisziplinären Workshop aufmerksam
machen, der im Rahmen einer Internationalen Sommerakademie für Bildende
Kunst und Glas in Ostbayern die Prozesse von ethnografischem Forschen
und Contemporary Archaeology mit der bildnerischen Praxis in Keramik und
heißem Glas zusammenführt. Besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Nähere Infos finden Sie unter:
www.bildwerkfrauenau.de/internationale-sommer-akademie-2020.html
Mit besten Grüßen,
Katharina Eisch-Angus
KATHARINA EISCH-ANGUS & CHRISTOPHER McHUGH – Interdisziplinäres
Spezial: Keramik und heißes Glas mit ethnografischem Blick |
29.7.–14.8.2020
Der Kurs verbindet die expressiven Potentiale von Keramik und heißem
Glas mit explorativen Methoden von Ethnografie, Anthropologie und
künstlerischer Forschung. Wir beschäftigen uns mit dem Prozess des
Findens und Entwickelns von Ideen und künstlerischen Konzepten und
setzen uns in unseren Werken in Keramik und Glas mit Erzählung und
Gedächtnis, Materialität und Monumentalität auseinander.
Der Kurs wird von einem Keramikkünstler und einer Ethnologin geleitet;
beide ergänzen einander im Schnittfeld von Handwerk und Kunst,
ethnografischer Forschung und der Archäologie der Halbvergangenheit. Mit
im Team ist außerdem Christiaan Maas als erfahrener Glasmacher. Die
Teilnahme an diesem projekt- und konzeptorientierten Kurs setzt
künstlerische Versiertheit, jedoch keine Vorkenntnisse in Keramik oder
Heißglas voraus. Bestehende Erfahrungen an der Glasmacherpfeife oder mit
Ton können jedoch beträchtlich erweitert werden. Grundlagenunterricht im
Glasblasen ist nicht Teil des Kurses.
Wir sammeln Eindrücke mit Feldtagebuch, Kamera und Skizzenbuch, finden
Szenen, Texte und Bilder, dokumentieren Erfahrungen und Begegnungen,
zeichnen Geschichten, Erinnerungen und Träume nach und folgen
kulturellen Gedächtnisspuren. In Ausflügen und Ortsbegehungen erforschen
wir die landschaftliche und gebaute Umgebung von Frauenau und der
Bayerwald-Grenzregion. Wir experimentieren mit Feldnotizen, Skizzen und
Fotos, dem autoethnografischen Schreiben und anderen ethnografischen
Methoden und weben Beobachtungen der äußeren Welt mit unseren
Assoziationen und Emotionen zusammen.
Wir erforschen die sinnlichen und emotionalen Qualitäten von Objekten
und die darin enthaltenen Erinnerungen. Wir arbeiten mit biografisch
bedeutsamen Dingen wie Erbstücken, Briefen und anderen persönlichen
Dingen, oder mit Fundobjekten. Außerdem beschäftigen wir uns mit
verschiedenen Zugängen zu Sammlung und Archiven im Glasmuseum Frauenau,
um künstlerische Inspirationen oder unerwartete Einblicke in die
Geschichte(n) des Glases zu erhalten.
Ausgehend von Aufbau- und Plattentechniken nutzen wir eine Vielzahl von
keramischen Arbeitsweisen und kombinieren sie mit geblasenem, gefustem
und gegossenem Heißglas. Gipsformen können als Pressmodel und zum
Engobeguss dienen, oder zum Einblasen von Glas. Ein Fokus liegt auf dem
narrativen Ausdruck in Textur und Oberflächengestaltung, dabei
experimentieren wir mit Stempeln und Applikationen, Oxiden, Beizen und
Emailfarben, Abziehbildern und Engoben, mit Drucktechniken (Einmaldruck,
Buchdruck, Siebdruck) und Collagraphien mit strukturierten Gipsplatten.
Die Keramik bietet eine breite Palette narrativer Ausdrucksweisen in
Form und Oberfläche, während das lichtdurchlässige Glas auch Einschlüsse
von Kontextinformation ermöglicht. Glas und Keramik sind enge Verwandte,
die wir gemeinsam erforschen.
*Katharina Eisch-Angus* ist Professorin am Institut für
Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie an der Universität Graz,
Österreich. Sie ist besonders ausgewiesen in der Anwendung, Vermittlung
und Theorie ethnografischer Forschungsmethoden, einschließlich der
Zugänge von Oral History und Ethnopsychoanalyse, und verfügt über breite
Erfahrungen zu den kreativen Synergien von Anthropologie und Kunst.
Katharina Eisch-Angus war von 1999 bis 2005 an der Neugestaltung des
Glasmuseums Frauenau beteiligt, seit 1987 ist sie in der Mitorganisation
des Bild-Werk Frauenau aktiv. Sie war Mitglied der Keramikgruppe „Lehm &
Lehm Lassen“ und bringt Erfahrungen in skulpturaler Keramik und als
Glasmalerin mit.
*Christopher McHugh* ist Lecturer für Keramik und leitet den
BA-Studiengang für Keramik, Schmuck und Silberschmieden an der Belfast
School of Art der University of Ulster. Sein Doktorat basierte auf
Studien beim National Glass Centre und den Sunderland Museum & Winter
Gardens in Sunderland, GB. Für seine praxisorientierte und ortsbezogene
keramische Forschung arbeitet er oft mit Archiven und Museumssammlungen
und setzt sich mit dem Verhältnis von künstlerischen und archäologischen
Methoden auseinander.
*https://homepage.uni-graz.at/en/katharina.eisch-angus/*
*https://pure.ulster.ac.uk/en/persons/christopher-mc-hugh*
*http://communityinclay.blogspot.com/*