NEUERSCHEINUNG| „Imaginierte (Vor-)Sorge. Zur diskursiven Konstruktion von …“

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Liebe Kolleg*innen und Interessierte,

ich möchte Sie darauf hinweisen, dass in der Institutsreihe Münchner
Ethnographische Schriften im Utz Verlag zwei neue Bände erschienen sind:

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Imaginierte (Vor-)Sorge
Zur diskursiven Konstruktion von Zukunftsvorstellungen in
Versicherungsmedien

von Dominik Speidel

Die Versicherungsbranche verdient ihr Geld mit der Zukunft. Ohne das
Kommende, das immer kontingent ist und sich durch Ungewissheit
auszeichnet, wäre ihr Nutzen obsolet. Es ist deshalb gerade die
Unsicherheit der individuellen Lebensverläufe, auf dem das
Geschäftsmodell der Versicherungswirtschaft basiert.
In der Praxis stellen Versicherungsunternehmen unterschiedliche
Zukunftsszenarien bereit und verleihen dadurch der ungewissen Zukunft
ein imaginatives Antlitz. Mittels diverser Inszenierungsstrategien
setzen sie dabei vor allem auch mögliche Risiken auf die Agenda ihrer
Kund*innen. In der Forschungsstudie werden nun diese diskursiven
Imaginationsakte aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive heraus
analysiert. Auf Grundlage der Auswertung von Versicherungswebsites
rücken neben Textbausteinen vor allem Bilder, Metaphern, Statistiken und
Grafiken in den Vordergrund der Betrachtung. Das umfassende Semantik-
und Bildrepertoire der Versicherungskommunikation wird dadurch
erschlossen und diskurstheoretisch eingeordnet.

Weitere Infos unter: www.utzverlag.de/catalog/book/44880

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„Wir wollten den Wahnsinn ausstellen!“
Ethnographisch-satirische Einblicke in den Habitus der Stadt München am
Beispiel des „Spezialitätenladens“ Etcetera

von Leonie Meltzer

Was soll das denn? Eine Uhr, die rückwärts läuft, „ein Qu adratmeter
Freistaat Bayern“ als Handtuch, eine bayerische Ehrenweißwurst als
Auszeichnung, T-Shirts mit Bekenntnissen, wie „Ich bin gegen alles“ oder
„Ich ertrage nur das Glück“ oder ein Globus, der allein Bayern zeigt.
Dazu die berühmtesten KarikaturistInnen und Satire-KünstlerInnen der
Epoche wie Loriot, Janosch, Ungerer, Sempé oder Flora vereint in einer
Wunderkammer. Im Jahr der Studentenbewegung, 1968, hatten Helmut und
Meisi Grill die Idee „den Wahnsinn“ auszustellen. Sie gründeten den
Souvenir- und Kuriositätenladen namens „Etcetera“, der auch
„Spezialitätenladen“ oder „Anti-Supermarkt“ genannt wurde. Während der
Bestehenszeit dieses Geschäft s von 1968 bis 2004 ist München geprägt
von den Schwabinger Krawallen und Studentenrevolten, von sexueller
Befreiung, dann Modernisierung und Technisierung. Die Nackerten tummeln
sich im Englischen Garten und die Spider Murphy Gang besingt den „Sommer
in der Stadt“. Helmut Dietl prägt die städtische Filmgeschichte, genau
wie Rainer Werner Fassbinder. Auch Loriot, einer der größten deutschen
Humoristen, und viele andere gehen in das kollektive Gedächtnis der
Stadt ein. Diese kulturelle Codierung, die städtischen Eigenheiten und
Artikulationen, die eingeschriebene Identität, verankern sich im Habitus
der Stadt. Ausgehend von einer städtischen Spezifik behandelt die
vorliegende Arbeit folgende Fragen: Inwiefern findet sich diese Spezifik
Münchens im Souvenir- und Kuriositätenladen Etcetera wieder? Kann man,
nach Rolf Lindner, gar einen Habitus der Stadt dort exemplarisch
erkennen? Und mehr noch: Inwieweit sind die Verkaufsgegenstände während
des Bestehens des Ladens Ausdruck eines stadttypischen „Zeitgeistes“?
Inwieweit können Orte, wie ein derartiger Spezialitätenladen, mit seinen
Gegenständen und Verkaufsobjekten kulturelles Wissen transportieren?

Weitere Infos unter: www.utzverlag.de/catalog/book/44881

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Herzliche Grüße,
Miriam Gutekunst.

Von admin