Liebe Kolleg_innen,
wir möchten Euch/Sie gerne auf den folgenden Call for Papers aufmerksam
machen.
Einsendeschluss für die Abstracts ist der 31. März!
Herzliche Grüße,
Barbara Sieferle und Martina Röthl
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/Workshop am Seminar für Europäische Ethnologie/Volkskunde der CAU Kiel,
19./20.November 2020:/
*Erfahrung: Konzeptionen und Standortbestimmungen eines
Schlüsselbegriffs der Europäischen Ethnologie*
/Martina Röthl (Seminar für Europäische Ethnologie/Volkskunde,
Universität Kiel), Barbara Sieferle (Institut für Kulturanthropologie
und Europäische Ethnologie, Universität Freiburg)/
Fremd- und Selbsterfahrung, Erfahrungsräume und -horizonte,
Erfahrungswelt, Kriegserfahrung, Erfahrungswissen, symbolische, soziale,
sinnliche, institutionelle und emanzipatorische Erfahrung,
Körpererfahrung, Grenzerfahrung, Zugehörigkeits-, Differenz- und
Migrationserfahrung, biographische und ästhetische Erfahrung,
Erfahrungsgeschichte und Erfahrungsberichte, „Erfahrung aus zweiter
Hand“ und das „Reden über Erfahrung“, Natur-, Lebens-, Gewalt-, Lern-
und Verlusterfahrung bis hin zu Tanz-, Umbruchs- und Reiseerfahrung –
die Liste der Komposita und Zusammensetzungen, die Vertreter_innen der
Kulturanthropologie/Europäischen Ethnologie/Empirischen
Kulturwissenschaft (gemeint sind hier alle Nachfolgefächer der
Volkskunde) bilden können, ist eine lange. Das erstaunt nicht
sonderlich, da sich die KA/EE/EKW immerhin als Alltags- /und/
Erfahrungswissenschaft begreift. Das Erfahrungskonzept gehört zum
Standardrepertoire der Disziplin (Chakkalakal 2014), dennoch kommt ihm
vergleichsweise geringe Aufmerksamkeit zu: Die theoretische
Beschäftigung mit dem Begriff fand bislang „by the way“ – d.h.
bruchstückhaft, punktuell, implizit – statt. Erträge bisheriger
Auseinandersetzungen liegen eher fragmentarisch verstreut denn in
gebündelter Form vor. Synthesen, die über spezifische Forschungs- und
Datenerhebungskontexte hinausgehende Ergebnisse zusammenführen und den
fachlichen Sonderzuschnitt des Erfahrungskonzepts reflektieren, fehlen.
Die Einladung zur Beteiligung am Workshop richtet sich an
Fachvertreter_innen der KA/EE/EKW sowie transdisziplinär Interessierte,
die sich theoretisch, method(olog)isch-empirisch und/oder
fachgeschichtlich mit dem Erfahrungsbegriff auseinandersetzen (wollen),
und dazu in einen längerfristig angelegten Austausch treten möchten: Der
geplante Workshop wird „Kick-off“-Charakter haben und bei entsprechendem
Interesse/entsprechender Beteiligung auf die Installierung eines
wissenschaftlichen Netzwerks hinauslaufen. Ziel ist es, eine umfassende
theoretische Annäherung an unterschiedliche Dimensionen des
Erfahrungsbegriffs sowie eine engmaschige Standortbestimmung aus
Fachperspektive vorzunehmen. Die Ergebnisse werden in einem Sammelband
zusammengeführt.
Das Projekt regt zum produktiven „Re-Reading“ der mit dem
Erfahrungsbegriff korrespondierenden Fach- und Spezialdiskurse und zur
Auseinandersetzung mit der Frage an, wie „Erfahrung“ – schließlich
selbst als Voraussetzung des Verstehens gehandelt – in Anschluss an
diese Diskurse /verstanden/ wurde/wird. Es geht um die Prüfung von Trag-
und Anschlussfähigkeit des Vorliegenden; um Aktualisierung und
Kontextualisierung; letztlich um das gemeinsame Ausloten von
Möglichkeiten, wie sich diesbezüglich gewonnene Erkenntnisse
gewinnbringend zusammenführen, bündeln und „ordnen“ lassen. Als Impulse
bieten wir daher die folgenden, nur kurz angedeuteten Fragehorizonte an.
Erweiterungen in unterschiedliche Richtungen sind möglich bzw.
/ausdrücklich erwünscht/:
* Wie lassen sich Dimensionen des von der KA/EE/EWK genutzten
Erfahrungskonzepts und sich ihm inhärente Ebenen abheben?
(Analytische und begriffliche Ausdifferenzierung)
* (Wie) wird/wurde das theoretische Konzept der Erfahrung vom
Alltagsbegriff der Erfahrung abgegrenzt? (Bestandsaufnahme, Reflexion)
* Welche Ansätze welcher Autor_innen, Disziplinen und Schulen
erfahren/erfuhren seitens der KA/EE/EKW stärkere Berücksichtigung
als andere? (Konjunkturen, Auslassungen, Motivationen)
* Inwiefern korrespondieren fachgeschichtliche Ereignisse und
Einbrüche, aber auch „Turns und Tunes“ mit der Auswahl
transdisziplinärer Anleihen? (Fachgeschichtliche Einordnung)
* Welche Theorieofferten, etwa poststrukturalistische Ansätze,
Cultural und Gender Studies, phänomenologische Ethnographie, geben
welche Antworten auf das Verhältnis von Erfahrung, Diskurs und
Subjektkonstitution? Wie wurden/werden diese in der KA/EE/EKW
aufgegriffen und nutzbar gemacht? Wie gehen wir mit
Widersprüchlichkeiten um? (Operationalisierungsstrategien,
Eklektizismen)
* Auf welches theoretische, methodologische, methodische Rüstzeug
greifen/griffen Fachvertreter_innen zurück, um sich lebensweltlichen
Erfahrungen zu nähern, sie beschreib- und „übersetzbar“ zu machen?
(Verhältnisbestimmungen zwischen Erfahrung und Sprache bzw.
„gelebter“ und „vermittelter“ Erfahrung)
* Wie wird/wurde die Frage nach dem Einholen historischer Erfahrung
bzw. die Rekonstruktion der Erfahrung historischer Zeitgenoss_innen
(Lipp 2013) verhandelt? Inwieweit stehen profilbildende
Spezifizierungen hier in Zusammenhang mit der Abgrenzung von der
Erfahrungsgeschichte im Sinne der Oral History? (Persönliche
Erfahrungen als Gegenstand empirischer Untersuchungen mit
historischer Dimension, vgl. Lehmann 1983)
* Welche Positionen waren/sind hinsichtlich des Umstandes auszumachen,
dass Erfahrung empirisch nie vollkommen zugänglich gemacht werden
kann? (Formen dialektischer Überbrückung)
* Inwiefern lässt sich der Erfahrungsbegriff als an der Nahtstelle
zwischen empirischen und hermeneutischen Verfahrensweisen liegend
identifizieren? (Erfahrung im Spiegel geistes- und
sozialwissenschaftlicher Erkenntnislogiken)
* Inwieweit denkt die KA/EE/EKW das Konzept der Erfahrung auch in
Rückvermittlungskontexten mit? (Ermöglichung von Erfahrung,
Reflexion des strategischen Charakters)
* Inwieweit könnte die Auseinandersetzung mit dem „Komplex Erfahrung“
letztlich auch zur Schärfung des KA/EE/EKW-Empiriebegriffs
beitragen? (Abgrenzung von Nachbardisziplinen, Kanonisierung des
fachlichen Sonderzuschnitts, Potenziale, Widersprüchlichkeiten)
Ergiebig sein könnten des Weiteren begriffliche Verhältnisbestimmungen
wie etwa: Erfahrung und Ethnographie; Erfahrung und emische
Perspektive(n); Erfahrung und Subjekt(analyse); Erfahren und Verstehen;
Erfahrung und Erkenntnis(gewinn); Erfahrung und Wahrnehmung; Erfahrung
und Erlebnis; Erfahrung und Wissen; Erfahrung und Raum, Erfahrung und
Zeitlichkeit; Erfahrung und Körperlichkeit; Erfahrung und Sprache;
Erfahrung und Kultur usf.
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Vorschläge für die Bearbeitung eines Themenbereichs samt knappen
CV-Angaben sollen den Umfang von 4.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) nicht
überschreiten. Erwünscht ist, dass die Abstracts neben einer kurzen
inhaltlichen Zusammenfassung auch Angaben über die Fragestellung und
über den Kontext enthalten, in dem die theoretischen, methodologischen,
empirischen und/oder fachgeschichtlichen Auseinandersetzungen erfolgen.
Angaben zu bereits vorliegenden Veröffentlichungen, dem Stand der
eigenen Forschung bzw. ersten Ergebnissen nehmen wir gerne zusätzlich
entgegen. Einsendeschluss für die Abstracts ist der 31. März 2020. Die
Rückmeldung zur Teilnahme am Workshop erfolgt bis Anfang Juni 2020.
Bitte senden Sie Ihren Beitragsvorschlag an:
Martina Röthl (roethl@volkskunde.uni-kiel.de
<mailto:roethl@volkskunde.uni-kiel.de>) oder
Barbara Sieferle (barbara.sieferle@kaee.uni-freiburg.de
<mailto:barbara.sieferle@kaee.uni-freiburg.de>)