SONSTIGES: Einladung Kommissionstreffen „Europäisierung_Globalisierung: Ethnographien des Politischen“

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Liebe Kolleg_innen,

die Kommission „Europäisierung_Globalisierung: Ethnographien des Politischen“ ist auf dem dgv-Kongress „Welt. Wissen. Gestalten“ in Hamburg mit zwei Veranstaltungen vertreten:

Treffen der Kommission am Montag, 7.10., ab 19:30 Uhr im „Café unter den Linden“, Juliusstraße 16, 22769 Hamburg. (Infos zum Ort: www.cafe-unter-den-linden.de <www.cafe-unter-den-linden.de/>). Im Rahmen dieses Treffens werden wir von unserer Arbeit in den vergangenen zwei Jahren berichten, über zukünftige Pläne und Themensetzungen diskutieren sowie die Sprecher_innen der Kommission neu wählen.
Offener Workshop der Kommission am Donnerstag, 10.10, 14-17 Uhr im Hörsaal 221 im Westflügel, Edmund-Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg (Achtung neuer Raum!). Unter dem Titel „Rekonfigurationen des Politischen: Machtformationen und Wissensordnungen im Kontext europäischer Grenzpolitiken und humanitärer Projekte“ möchten wir inhaltliche Diskussionen und Fragestellungen der letzten Kommissionstreffen aufgreifen und in diesem größeren Forum weiter vorantreiben. Das Programm setzt sich aus der Vorstellung aktueller Forschungen zu gegenwärtigen europäischen Grenzpolitiken und humanitären Konstellationen, einer Fishbowl-Diskussion und weiteren interaktiven Formaten zur Arbeit an übergeordneten Fragestellungen einer Ethnographie des Politischen zusammen. Weitere Informationen hierzu finden Sie in dem unten folgenden Ankündigungstext.

Beide Veranstaltungen stehen allen interessierten Kongressteilnehmer_innen offen. Auch Personen, die bisher nicht Mitglied unserer Kommission sind, sind sehr herzlich willkommen!

Mit besten Grüßen

Jens Adam & Mich Knecht
Sprecher_innen der Kommission

WORKSHOP

der Kommission „Europäisierung_Globalisierung: Ethnographien des Politischen“ auf dem dgv-Kongress „Welt. Wissen. Gestalten“, 7.-10. Oktober 2019, Hamburg

10. Oktober 2019, 14-17 Uhr

Rekonfigurationen des Politischen: Machtformationen und Wissensordnungen im Kontext europäischer Grenzpolitiken und humanitärer Projekte

Organisator_innen: Jens Adam, Čarna Brković, Johanna Elle, Valeria Hänsel, Sabine Hess, Michi Knecht, Matthias Schmidt-Sembdner, Stefan Wellgraf, Patrick Wielowiejski und weitere Kommissionsmitglieder

Im Rahmen dieses Workshops möchten wir drei längerfristige Diskussionen innerhalb der Kommission weiter vorantreiben und miteinander verbinden: (i) die Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen Rekonfigurationen Europas im Spannungsfeld von Migration, Grenzpolitiken und humanitären Projekten; (ii) die Diskussion und Weiterentwicklung empirisch-analytischer Arbeitsweisen einer kultur-/sozialanthropologischen Policy-Forschung; (iii) die Überprüfung der Brauchbarkeit des „Politischen“ als einer ethnographisch-anthropologischen Kategorie.

Die Grundlage hierzu wird die Vorstellung von empirischen Vignetten bilden, die grundlegende Veränderungen von Macht-Wissen-Konstellationen seit dem „langen Sommer der Migration“ (2015) nachzeichnen. Auf Basis von laufenden Forschungen zur (u.a.) Situation in der Ägäis und in den „Aufnahmezentren“ auf den griechischen Inseln als Konsequenz der EU-Türkei-Erklärung (2016), zu den Politiken der (Im-)Mobilisierung durch polizeilich-militärische Kontrollapparate entlang der Brenner-Route und zu den verschiedenen Ausdeutungen von „Vulnerabilität(en)“ im Diskurs um vergeschlechtlichte Aufnahmepolitiken in deutschen Kommunen fragen wir nach den Wissensordnungen und Dispositiven, die sich entlang von Grenzregimen derzeit konstituieren.

Vor dem Hintergrund neu auftauchender Akteurskonstellationen, infrastruktureller Arrangements, diskursiver Formationen und Handlungsparadigmen wollen wir an der Entwicklung eines geeigneten Vokabulariums arbeiten, das uns befähigt, die aktuellen Verschiebungen analytisch besser zu durchdringen: Können oder müssen wir angesichts der Situation auf dem Mittelmeer, der gewaltdurchzogenen Grenzpolitiken und den zunehmenden Verletzungen staatlichen und internationalen Rechts von einem neuen Paradigma des „Post-Humanitarismus“ sprechen? Oder erfahren humanitäre Praxen in dieser veränderten Gemengelage mit zunehmender nekropolitischer Ausrichtung vielleicht eine Re-Politisierung, aus der neue widerständige Potenziale entstehen? Wie lassen sich ambivalente Tendenzen sowie nicht/intendierte Effekte des sich neu konstituierenden „humanitarian/security-nexus“ analytisch und begrifflich auf den Punkt bringen?

Aktuelle Forschungsarbeiten zeigen, dass Wissensordnungen, die vor 2015 wirkmächtig waren – etwa das Menschenrechtsparadigma, der „Herrschaft des Rechts“ oder die „humanitäre Vernunft“ – im Kontext von Grenzkontrollen, Aufnahmepolitiken und öffentlichen Diskussionen zunehmend an Legitimität verlieren. Aus der Perspektive einer anthropologischen Policy-Forschung wollen wir diskutieren, welche Schlüsselmetaphern neu auftauchen, welche Zirkulationen und Produktionen von Wissen konstitutiv werden, welche Ausschlüsse, Brüche und Leerstellen hierdurch hervorgerufen werden, aber auch welche Formen des „Gegenwissens“ entstehen.

Jens Adam
Vertretungsprofessor

Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie
Georg-August Universität Göttingen
Heinrich-Düker-Weg 14
37073 Göttingen

adam@uni-bremen.de

Neu erschienen:
www.campus.de/buecher-campus-verlag/wissenschaft/kulturwissenschaften/europa_dezentrieren-14244.html

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