Liebe Kolleginnen und Kollegen,
zunächst einmal möchten wir Ihnen alle für die Einreichung eines
Abstracts zur kommenden Tagung der Kommission für Erzählforschung
innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde zum politischen
Erzählen danken. Sie haben es sich sicher schon gedacht: Die
Corona-Pandemie hat auch unsere Planungen durcheinandergewirbelt.
Schweren Herzens mussten wir den Termin im September 2020 nun endgültig
ad acta legen. Stattdessen würden wir die Tagung vom 10.bis 13. August
2021 ausrichten. Für unsere Planungen wäre es fantastisch, wenn Sie uns
ein kurzes Signal geben könnten, ob der Termin für Sie im August
überhaupt machbar ist.
Bitte melden Sie sich, falls Sie angesichts der aktuellen Entwicklungen
noch einmal Ihr Abstract modifizieren oder zu einem ganz neuen Thema
sprechen möchten. Wir würden das bei der Zusammenstellung des Programms
dann berücksichtigen. Unten finden Sie nochmals den „herzlichen call for
papers“, der nun geringfügig der Situation angepasst wurde. Falls Sie
untereinander kommunizieren möchten: die mail-Adressen sind absichtlich
transparent für Sie gehalten.
Ansonsten danken wir Ihnen sehr für Ihr Verständnis und hoffen, dass wir
uns dann spätestens im kommenden Jahr in Freiburg sehen können.
Herzliche Grüße und alles Gute
Sabine Wienker-Piepho und Markus Tauschek
*11. Tagung der Kommission für Erzählforschung innerhalb der /Deutschen
Gesellschaft für Volkskunde/, 10.-13. August 2021 in Freiburg
(aktualisierte Variante v. Juni 2020)*
„*Politisches Erzählen. Narrative, Genres, Strategien“*
Längst ist der Begriff des Narrativs in der politischen Welt angekommen.
Nicht nur in der Politikberatung spielt er eine zentrale Rolle, auch
Politikerinnen und Politiker nutzen ihn strategisch, um ihr Tun zu
plausibilisieren und um Wähler*innenstimmen zu gewinnen: Etwa, wenn die
SPD in Deutschland ein neues Narrativ fordert, das ihre Abkehr von den
sog. Hartz IV-Reformen vermittelt, oder wenn die ehemalige deutsche
Verteidigungsministerin beim Rekruten-Gelöbnis 2018 ein neues Narrativ
für die Bundeswehr vorschlägt, das ein Bewusstsein für die
demokratischen Grundwerte fördern soll. Das politische Erzählen als
kulturell kodierte Praxis und politische Narrative als Formate des
Erzählens haben dabei je spezifische Funktionen – sie sind ein
machtvolles Instrument der Vermittlung politischer Ideen. Und
gleichzeitig ist solches „Erzählen“ eine alltägliche, lebensweltliche
Praxis des Sprechens, in dem Positionen verhandelt und Weltdeutungen
artikuliert werden. Diese Janusköpfigkeit des politischen Erzählens, die
jüngst auch die von Stefan Groth herausgegebene Ausgabe der Zeitschrift
/Narrative Culture /mit dem höchst passenden Titel /„Political
Narratives/Narrations of the Political“/ pointiert
kulturwissenschaftlich ausbuchstabiert hat, steht im Zentrum der 11.
Tagung der Kommission für Erzählforschung innerhalb der Deutschen
Gesellschaft für Volkskunde. Die Tagung knüpft an die vorangegangene
Tagung zu Verschwörungserzählungen an, möchte den spezifisch
erzählforscherischen Blick mit gegenwartsorientierten und historisch
argumentierenden Perspektiven jedoch analytisch und thematisch weiten
und einen Dialog zwischen der Erzählforschung und der Anthropology of
Policy intensivieren. Es sind sowohl theoretisch-programmatische als
auch empirisch oder historisch argumentierende Beiträge erwünscht, die
unter anderem folgende Fragen und Themenkomplexe in den Blick nehmen können:
Welchen kulturellen Logiken folgen das politische Erzählen und
Erzählungen des Politischen?
·Welche Funktionen hat das politische Erzählen? Welche Rolle spielen
dabei spezifische Erzähl- und Rezeptionssituationen, welche
Handlungsspielräume haben Erzählerinnen und Erzähler?
·Wie werden /klassische/ Motive und Genres des Erzählens in politischen
Narrativen eingesetzt?
·Auf einer abstrahierenden Ebene: Welche Bedeutung kommt dem politischen
Erzählen in sich politisch transformierenden Gesellschaften zu?
·Wie verändern sich Erzählstrategien, Genres, Formate und Inhalte des
politischen Erzählens in unterschiedlichen medialen Rahmungen? Was
geschieht etwa beim Storytelling, wenn es sich um Wiedererzählen handelt?
·Auf einer theoretisch-programmatischen Ebene: Welche Genres sind als
erkenntnishafte und erkenntnisschaffende, sinnstiftende Konstrukte
politisch relevant? Gibt es umgekehrt überhaupt Narrative, die man als
apolitisch bezeichnen könnte?
·Wann und in welchen Kontexten werden Narrative politisch?
·Welche Rolle spielen Fiktionalität und Faktualität im Kontext des
politischen Erzählens?
·Corona-Narrative – Beiträge aus der Erzählforschung zur Katastrophologie
Die Tagung findet nun von Dienstag, d. 10.8. 2021 (Anreise) bis Freitag
d. 13.8. 2021
(Abreise) 13.8.2021 statt. Ort: Waldhof-Akademie für Weiterbildung in
Freiburg-Littenweiler (www.waldhof-freiburg.de/). Eine
Exkursion zum Europäischen Parlament in Straßburg oder zum
Freilichtmuseum Vogtsbauernhof bleibt geplant. Interessierte
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind herzlich eingeladen,
nochmals bis zum 01.01.2021 ein Abstract (ca. 300 Wörter/max. 1 S.) mit
Kurz-CV und Angaben zu Forschungsperspektive und methodischem Zugang
einzureichen, falls die erste Variante nicht weiter gelten soll.
Themenvorschläge von Doktorierenden und Postdocs sind besonders
willkommen. Vorschläge per Mail an <wienker-piepho@online.de>
<mailto:wienker-piepho@online.de> und/oder
<markus.tauschek@mail.kaee.uni-freiburg.de>
<mailto:markus.tauschek@mail.kaee.uni-freiburg.de>.
Sabine Wienker-Piepho
Markus Tauschek